Christi Himmelbett

Die Jugendräume im Evangelischen Gemeindehaus Christi Himmelfahrt haben sich in ein Matratzenlager verwandelt. Die Wände im Barbereich zieren Listen mit Hausregeln, Diensten und Tagesplänen. Sophie, Noah, Hannah und zehn andere Jugendliche der EJ Freising haben ihren Aufenthalt in der Kirchen-WG gut organisiert: einen Weckdienst in der Früh, damit niemand zu spät zur Schule, an die Uni oder ins Praktikum kommt. Absprachen für die Dusche und: jeder nur ein Kuscheltier!

Sie sind zwischen 16 und 22 Jahren und alle in der Evangelischen Jugend engagiert - die einen bei den Zeltlagern, die anderen bei Jugendgottesdiensten, fast alle sind Konfi-Teamer:innen. An dem Ort, an dem sie so viel Freizeit verbringen, wollten sie auch einmal zusammenwohnen. Gemeinsam mit Jugendreferentin Lisa Koller wurde das in die Tat umgesetzt. Am Sonntag sind sie mit Rollkoffern und Schlafsäcken in die Kirche eingezogen und haben dort gleich den Gottesdienst mitgestaltet. Eine Woche später ziehen sie schweren Herzens wieder aus.

Der Tagesablauf ist gar nicht so anders als sonst: aufwachen, frühstücken, in die Schule oder zur Arbeit gehen, essen, Freizeitaktivitäten, lernen, treffen mit Freunden. Nur dass jetzt vieles davon zusammen stattfindet. Und das, berichten die Jugendlichen, macht einfach Spaß. So fällt ihnen hier das Aufstehen erstaunlich leicht. Marie ist die erste und macht schon einmal Frühstück. " Zu Hause bin ich eher ein Morgenmuffel", berichtet Linda. "Aber wenn da schon jemand mit guter Laune Frühstück macht, dann komme ich viel leichter aus dem Bett." Nein, zu spät gekommen sei noch keiner.

Ein Höhepunkt des Tages in der WG ist das gemeinsame Kochen am Abend. Da merkt man, wie schön es ist, wenn alle zusammen anpacken, berichtet Marie. Und wenn einer noch zu viel zu tun habe, helfe man sich gegenseitig aus, beim Einkaufen beispielsweise. Zum Lernen und für die Hausaufgaben haben sie den Gemeindesaal belegt - die Schule soll ja nicht zu kurz kommen.

Was macht ein Regionalbischof?

Zu den Besonderheiten im WG-Alltag gehören die täglichen Abendandachten und so mancher Besuch. Prominentester Gast ist Regionalbischof Christian Kopp, der sich gerne den Fragen der Jugendlichen stellt: Wie er zu seinem Job gekommen ist, wollen sie wissen und freuen sich zu hören, dass er auch einmal in der Jugendarbeit engagiert war. Und wie sieht der Alltag eines Regionalbischofs aus? Personal, Finanzen, Gespräche mit zentralen Personen in der Gesellschaft, Kirchenleitung - da kommt einiges zusammen. "Ich trage dafür Sorge, dass Gemeinden gut leben können", so der Regionalbischof. In einer Gesellschaft, in der immer mehr das Geld regiere, müsse der Himmel Platz haben. Deshalb müsse die Kirche ihren Blick gerade auf die Menschen richten, die am Rand stehen. "Keiner darf verloren gehen."

Aber auch der Regionalbischof möchte einiges von den Jugendlichen wissen: "Was findet ihr in der Evangelischen Jugend?", fragt er sie und ist ganz berührt von dem, was er da hört: Von Gemeinschaft erzählen sie, von Spaß und ernsten Gesprächen, davon, wie schön es ist, dass hier so unterschiedliche Menschen zusammenkommen und wie viel sie hier lernen. Und dass das hier ihre zweite Familie ist. "Das Schönste ist, dass ich hier so sein kann, wie ich bin," sagt Ronja und alle pflichten ihr bei.  Ja, hier würden alle akzeptiert.

"Ihr steht dafür, was Kirche ist"

"Das war der Höhepunkt meines Tags", schwärmt Christian Kopp nach dieser Runde. Diese strahlenden Jugendlichen seien ein großes Geschenk. "Dafür arbeite ich", erklärt er den WG-Bewohner:innen. "Jede und jeder muss sein oder ihr Recht bekommen. Dafür müssen wir in der Gesellschaft arbeiten. Ihr steht dafür, was Kirche ist."

Die Woche geht schneller vorbei als den Jugendlichen lieb ist. Es bleibt eine schöne Erinnerung an gemeinsames Spielen, Essen, gute Gespräche, Lernen und Feiern. Und sollte es im nächsten Jahr wieder eine Kirchen-WG geben, wären die meisten von ihnen sicher wieder dabei.

01.06.2022
Anne Lüters